Der Aufstieg der Stadt Riesa und die Wohnsituation um 1900

Vom Aufschwung über den Wohnungsmangel zur Genossenschaftsidee

Seit letztem Jahr darf auch die WG Riesa sagen: «Wir sind Kulturerbe!». Denn Ende 2016 nahm die UNESCO die Genossenschaftsidee in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes auf. Damit ist natürlich viel Geschichte verbunden, die in Bezug auf die Wohnungsgenossenschaft Riesa eG mittlerweile mehr als 100 Jahre umfasst. 2019 feiern wir das 110-jährige Jubiläum und stellen Ihnen in dieser neuen Serie bis dahin die Geschichte der WG Riesa vor – von den Anfängen im 20. Jahrhundert über Umbrüche durch Krieg und politische Zeitenwenden bis in die Gegenwart.

Von solchen Zahlen kann man heute nur noch träumen: Anfang der 1870er Jahre verdreifachte sich bis 1900 fast die Einwohnerzahl von Riesa. Und nach der Eingemeindung von Gröba und Weida, die ebenfalls immer mehr Bewohner zählten, konnte 1923 die Elbestadt Riesa stolze 25.942 Einwohner zählen. Der Grund für diese Entwicklung war verkehrstechnischer Natur: Während Riesa in der ersten Häflte eher ein beschauliches Städtchen war, entwickelte sich die Stadt durch die Inbetriebnahme der ersten deutschen Ferneisenbahn von Dresden nach Leipzig zu einem wichtigen sächsischen Verkehrsknotenpunkt. Nicht zuletzt auch durch die Elbüberquerung, durch deren Brücke Riesa am 7. April 1839 zum Haltepunkt für den Personen- und Güterverkehr wurde. Und parallel etablierte sich die Dampfschifffahrt auf der Elbe. All das war die Grundlage für den wirtschaftlichen Aufstieg Riesas. Immer mehr Unternehmen, Banken und Fabriken Seit letztem Jahr darf auch die WG Riesa sagen: «Wir sind Kulturerbe!». Denn Ende 2016 nahm die UNESCO die Genossenschaftsidee in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes auf. Damit ist natürlich viel Geschichte verbunden, die in Bezug auf die Wohnungsgenossenschaft Riesa eG mittlerweile mehr als 100 Jahre umfasst. 2019 feiern wir das 110-jährige Jubiläum und stellen Ihnen in dieser neuen Serie bis dahin die Geschichte der WG Riesa vor – von den Anfängen im 20. Jahrhundert über Umbrüche durch Krieg und politische Zeitenwenden bis in die Gegenwart. siedelten sich hier an der Elbe an und benötigten natürlich Arbeitskräfte. Wie heute zog es deshalb schon damals Tausende vom Land hinein in die Stadt – mit der Hoffnung auf ein besseres Auskommen.

Die Folge lag aus heutiger Sicht auf der Hand: Wie in vielen anderen aufstrebenden Städten wurde auch in Riesa bezahlbarer Wohnraum knapp und zur Mangelware. Was zu damaligen Zeiten übrigens auch das Risiko der Ausbreitung von Infektionskrankheiten barg. Nur die wenigsten konnten sich angemessenen Wohnraum leisten – und «wer sozial „durchfiel“, konnte froh sein, eine Bleibe im Armenhaus von Riesa, Gröba oder von Weida zugewiesen zu bekommen», wie es in der Chronik der WG Riesa beschrieben ist.

Der Mangel an Wohnraum ließ natürlich sich die privaten Immobilienbesitzer die Hände reiben und die kommunalen Wohnungsanbieter verzweifeln. Die Behebung dieses Mangels, vor allem in Bezug auf die große Zahl der Geringverdiener, wurde zum gesellschaftlichen Politikum. Denn dem Staat fehlte das Geld und private Bauherren verfolgten nur reine Spekulations- und Renditeinteressen. Der königlich preußische Landbaumeister Carl Wilhelm Hoffmann (1806–1898) war daher überzeugt, dass „der Mangel an gesunden, bequemen und billigen Wohnungen für das Proletariat“ nicht allein dem Staat und Privatspekulanten überlassen werden könne. Er gründete 1846 den „Verein zur Verbesserung der Arbeiterwohnungen“ und gab zudem 1847 die Denkschrift „Die Aufgabe einer Berliner gemeinnützigen Baugesellschaft“ heraus. Darin argumentierte Hoffmann eindeutig zur Lösung des Wohnungsproblems durch Bildung von Gesellschaften, Vereinen und eben: Genossenschaften.

Andere Teile der Chronik lesen: