Die Geschichte der WG Riesa

Seit letztem Jahr darf auch die WG Riesa sagen: „Wir sind Kulturerbe!“. Denn Ende 2016 nahm die UNESCO die Genossenschaftsidee in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes auf. Damit ist natürlich viel Geschichte verbunden, die in Bezug auf die Wohnungsgenossenschaft Riesa eG mittlerweile mehr als 100 Jahre umfasst. 2019 feiern wir das 110-jährige Jubiläum und stellen Ihnen in dieser Serie bis dahin die Geschichte der WG Riesa vor – von den Anfängen im 20. Jahrhundert über Umbrüche durch Krieg und politsche Zeitenwenden bis in die Gegenwart.

Der Wohnungs-Bauverein Riesa e.G.m.b.H.

Insgesamt gesehen setzte nach 1910 in Sachsen ein doch sichtbarer Aufschwung bei der Gründung von Wohnungsbaugenossenschaften ein. In vier Jahren stieg die Zahl der Baugenossenschaften auf insgesamt 150 an. Auch in Riesa war dies zu bemerken. 1909 wurde der Spar- und Bauverein Riesa e.g.m.b.h. als Genossenschaft gegründet. Am 10. Juli 1913 kam es zur Gründung des Wohnungs-Bauvereins Riesa e.G.m.b.H., der im Oktober desselben Jahres in das Register des Königlichen Amtsgerichts Riesa eingetragen wurde.

Zu den Initiatoren dieser Gründung gehörten neben Bürgermeister Dr. Scheider und einigen Stadtverordneten und Beamten vermutlich auch der Architekt Georg Dietze sowie die beiden Baumeister Louis Schneider und Arno Zäncker aus Riesa, die in den Folgejahren sämtliche Wohnhäuser des Bauvereins planten und errichteten. Die Geschäftsanteile wurden auf je 200 Mark festgesetzt – zahlbar einmalig oder aber in monatlichen Raten zu jeweils fünf Mark. Durch den einsetzenden ersten Weltkrieg und einen entsprechenden Mangel an Geld, Baumaterialien und Arbeitskräften in den Nachkriegsjahren wurden die Geschäfte des Vereins zunächst in ganz erheblichem Maße erschwert. Durch viele Kriegsopfer sah sich auch die Zahl der Mitglieder dezimiert. Erst 1923/24 wurden am Standort Südstraße 10 und 10 A (heute Karl-Marx-Hof 10/10 A) die ersten zwölf Wohnungen errichtet. 1927 erwarb der Wohnungs-Bauverein dann von der Stadt Bauland (Flurstück 795) und errichtete hier in der Kasernenstraße 16, 20, 22 (heute Heinrich-Heine- Str.) und Schulstraße 18, 20 (heute Dr. Scheider-Straße) mit Wohnungsbaudarlehen aus öffentlichen Mitteln insgesamt 36 Wohnungen. Die Baukosten für ein Acht-Familien-Wohnhaus lagen zwischen 90.000 und 97.000 Reichsmark. Auf dem Flurstück 795i, Schulstraße 12, folgte 1930 ein weiteres Wohnhaus mit zwölf Wohnungen und einer Gesamtwohnfläche von 517,12 qm.

Dem Geschäftsbericht von 1930 ist zu entnehmen, dass dem Wohnungsbauverein zu dieser Zeit 154 Mitglieder mit insgesamt 345 Anteilen angehörten. Es wurde ein Gewinn von 1.821,40 Reichsmark erwirtschaftet. 1.315,60 Reichsmark davon wurden als Dividende an die Mitglieder ausgeschüttet, weitere 300 Reichsmark dem Hypotheken-Rückzahlungsfonds zugeführt. Das gesamte Bilanzvermögen betrug 498.126,25 Reichsmark, die Gewinn- und Verlustrechnung wies Mieteinnahmen in Höhe von 26.528,80 Reichsmark aus. 1934 erfolgte eine Satzungsänderung. Ihre Folge: Die Anerkennung des Wohnungs-Bauvereins als gemeinnütziges Wohnungsunternehmen durch das Sächsische Arbeits- und Wohlfahrtsministerium.

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